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Die Apostelkirche wurde zunächst als "3. protestantische Kirche" in Kaiserslautern konzipiert. Wann  genau die Namensgebung erfolgte, ist derzeit unklar. Die "Union", das evangelisch-protestantische Kirchenblatt der Pfalz, schreibt in ihrer Ausgabe vom 13. Oktober 1897, S. 336:

"Die Arbeiten am Bau der 3. protestantischen Kirche in Kaiserslautern sind, wie uns berichtet wird, soweit befördert, dass die Feier der Grundsteinlegung am 4. November stattfinden kann. Ueber die Art der Feier hat das Presbyterium bereits beraten, doch ist ein Programm offiziell noch nicht bekannt. Von verschiedenen Seiten wird die Verlegung der Feier auf einen Sonntag, oder auf den 1. November als beschäftigungsfreien Feiertag gewünscht, damit auch den Bewohnern des westlichen Stadtteils, die meist Fabrikarbeiter sind und für die hauptsächlich die neue Kirche bestimmt ist, Gelegenheit gegeben sei, ohne Einbuße an Lohn sich an der Grundsteinlegung zu beteiligen. Verschiedene Namen werden für die neue Kirche vorgeschlagen: Christuskirche, Unionskirche, Melanchthonkirche, Friedens-, Westend-, Johannis- u.s.w. Kirche. Wer da über den Namen zu entscheiden hat, hat die Wahl und die Qual. Die Verschiedenheit der Wünsche in dieser Sache ist ein Zeichen,  dass die Protestanten dem Kirchenbau das größte Interesse zuwenden. Dass die Erbauung der dritten Kirche ein Bedürfnis ist, wird ziemlich allseitig anerkannt. Der sozialdemoktatische Stadtrat, der dieses Bedürfnis verneinte, wird ja wohl kaum im Namen aller seiner Anhänger gesprochen haben."

 

 

 

 

APOSTELKIRCHE

 

Während die Stiftskirche und die Kirche St. Martin -räumlich durch den Verlauf der Lauter voneinander getrennt, auch wenn das heute nicht mehr erkennbar ist- in Kaiserslautern deutlich vorreformatorischen Ursprungs sind, finden wir bis zum letzten Viertel des 19. Jahrhunderts nur noch einen erwähnenswerten Kirchenbau, nämlich die 1711 begonnene und 1717, das war das Jahr des 200. Reformationsjubiläums, fertiggestellte kleine lutherische Kirche am Rittersberg, die seit 2018 den Namen Unionskirche trägt.

      Industrialisisierung, Kaiserslauterns Entwicklung zum Eisenbahnknotenpunkt und steigende Bevölkerungszahlen im Stadtgebiet selbst ließen die Notwendigkeit zum Bau weiterer Sakralbauten entstehen, die in einem gewissen Zusammenhang gesehen werden müssen, sei er gegenseitig inspirierender oder konkurrierender Art gewesen.

    Den Anfang machte die am 26. Februar 1886 in der damaligen Frühlingsstraße -heute Luisenstraße- eingeweihte Synagoge, deren Entwurf von Professor Ludwig Levy, 1854-1907, aus Landau stammte. Sein Entwurf bietet eine Mischung maurisch-byzantinischer und romanischer Motive. Hauptmerkmal der Synagoge war die zentrale Kuppel, die mit den vier kleineren den Zentralbaucharakter unterstrich.

   Ein Zentralbau ist dabei ein Bauwerk, dessen Hauptachsen gleich lang sind -im Unterschied zu einem Längsbau, etwa einer Basilika. Dabei können die Grundrisse eines Zentralbaus kreisförmig, oval, quadratisch, kreuzförmig, oktogonal (achteckig), nonagonal (neuneckig) oder höher polygonal (vieleckig) sein. Ein Zentralbau kann von einem Umgang umschlossen sein und/oder sich zu Kapellen, Nischen und Anräumen öffnen.

    Spätestens seit 1878 wurde die Notwendigkeit einer zweiten katholischen Kirche in Kaiserslautern diskutiert. 1880 entschied man sich als Baustil für die Gotik. 1881 legte der Architekt Heinrich Freiherr von Schmidt erste Pläne vor. 1882 wurde beschlossen, "daß die neue Kirche der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht werde". 1886 erfolgte der endgültige Vertragsabschluss mit Schmidt, am 21. April 1887 der erste Spatenstich, am 8. September 1887 die Grundsteinlegung und -nach schleppendem Bau- am 8. September 1892 die Kirchweihe. Der damalige Pfarrer Lorenz schrieb 1892: "Die Opferwilligkeit hat sich beim Bau der St. Marienkirche großartig bestätigt. Wie auch bei dem Bau der mittelalterlichen Dome jeder gegeben hat, was er geben konnte, so auch bei der Erbauung unserer Kirche. Wir könnten rührende, ergreifende Züge erzählen. Niemand wollte zurückbleiben; kein Stand, keine Konfession hat sich ausgeschlossen. Wir fanden bei Protestanten und Israeliten dasselbe Entgegenkommen wie bei den Katholiken. Wer viel hat, gab viel, wer wenig hat, gab von dem wenigen, jeder nach seinen Kräften."

    Am Mittwoch, 18. Juli 1894, berichtet die Pfälzische Volkszeitung, dass das Bauprojekt einer dritten protestantischen Kirche Thema der Stadtratssitzung vom 25. Mai 1894 gewesen sei. In einer Zuschrift an die Zeitung wird das Bauprojekt mit Freuden begrüßt wie schon die St. Marienkirche und die Synagoge: "Denn jeder derartige neue Bau trägt zur Verschönerung der an großen, monumentalen Bauwerken relativ armen Stadt Kaiserslautern bei; und jeder Bürger, welcher ein Interesse an der baulichen Entwicklung seiner Vaterstadt hat, muß hierbei von dem gleichen Gedanken der Freude erfüllt sein." Aber: der Beschluss der Herren Stadtväter sei "eine Verpfuschung des bereits vielfach verpfuschten Stadtplanes und Straßennetzes in Kaiserslautern." Der projektierte Wittelsbacher Platz, heute Pfaffplatz, würde als Standort der neuen Kirche erhebliche Verkehrsprobleme hervorrufen. Dabei war schon dem Stadtbaumeister Eugen Bindewald klar, dass der heutige Pfaffplatz, damals als feuchte Wiese, kein akzeptabler Baugrund für eine Kirche gewesen wäre. Empfohlen wird 1894 der H. Römer'sche Zimmerplatz auf dem Gelände einer Holzhandlung. Der Ankauf scheitert.

     Am 27. Oktober 1894 schreibt die Pfälzische Presse, dass das Presbyterium die Stadt bitte, der protestantischen Gemeinde das unweit von dem H. Römer'schen Zimmerplatz gelegene städtische Gelände von etwa 40 Dez. (=Dezimal, altes bayerisches Flächenmaß; 1 Dez. = 34,08 m²; insgesamt sollen es 1362,9 m² gewesen sein) zu überlassen. "Auf Antrag des Bau-Ausschusses beschließt der Stadtrat einstimmig, das gewünschte Gelände der prot. Gemeinde zu überlassen."

    In der Wochenendbeilage Zeitbilder 46/1896, die am 13. 12. 1896 erschien, beschreibt der damalige Bauamtmann Ludwig Stempel (1850-1917), der aus Grünstadt stammte, sein Kirchenprojekt: "Die dritte protestantische Kirche ist als Zentralkirche projektiert. In der Form eines Kreuzes legen sich vier Arme um den Kern der Anlage, nämlich um einen quadratischen Raum mit der Seitenlänge von 16 Meter. Freistehende Pfeiler und Säulen als Deckenstützen sind zu vermeiden. Der 80 m hohe Turm ist über der Vierung errichtet; der Kern der Anlage, der Zentral-Raum, enthält also auch äußerlich die energischste Betonung. Auf jeder Seite des Turmes legt sich ein Querhaus vor, so daß der Turm zu den einzelnen Bauteilen der Kirche eine zentrale Lage erhält.

    Die Emporen bilden gewissermaßen einen rings durch die Kirche laufenden Sockel, und zwar bilden die Emporen unter sich die Form eines Zwölf-Eckes, wodurch dem Mittelraume eine größere freiere Wirkung verliehen und den Sitzplätzen unter den Emporen eine größere Lichtzuführung gewährt wurde.

    Den Hauptzugang vermittelt eine geräumige Vorhalle, an welche sich rechts und links Verbindungsgänge an zwei Thüren anschließen, welche die Treppen für die Emporen aufnehmen. An der Rückseite sind zwei weitere Treppentürme mit Zugängen zur Kirche und der Orgel-Empore. In der Längsachse der Kirche und gegenüber dem Haupteingange befinden sich der Altar, dahinter die Kanzel und darüber die Orgel- und Sänger-Empore; die letztere ist so geräumig bemessen, daß daselbst geistliche Chorwerke, Oratorien zur Aufführung gelangen können. Unter der Orgel-Empore sind Räume, welche als Aufenthaltsräume für die Herren Geistlichen oder als Warteräume gerne Benützung finden werden, Rechts und links vom Altar und Kanzel sind die Stühle für die Herren Geistlichen und Presbyter vorgesehen.

    In das Erdgeschoß der Kirche führen der Haupteingang und vier Seiteneingänge, die vier Emporen haben acht Ausgänge, welche auf vier Treppentürme münden.

    Das Gestühl ist in konzentrischen Sinne der Art um die Kanzel angeordnet, daß man von jedem Platze ohne Kopfwendung direkt auf Altar, Kanzel und Orgel sieht. Die Emporen sind im oberen Absatze 4,50 m über dem unteren Kirchenboden gelegen. Unter den Seitenemporen sorgen je fünf Fenster für reichliches Licht.

    Die Kirche selbst enthält 14 große Lichtöffnungen, von denen diejenigen in den Stirnmauern besonders große Abmessungen aufweisen, so daß der bei solchen Anlagen oft zu Tage getretenen ungenügenden Beleuchtung des Mittelraumes wohl wirksam begegnet sein dürfte.

    Der Fassungsraum beträgt für die Kirche im Erdgeschoß 644, auf den Emporen 526 feste Sitzplätze, zusammen 1170. Die Gänge sind zwischen den Stühlen 2,50 bzw. 2 Meter breit. Von nicht geringerem Interesse als die Gestaltung der Kirche für ihre gottesdienstlichen Zwecke ist die konstruktive Durchführung des Turmes, welcher sich organisch über der Vierung erhebt und außerhalb des Daches in das Achteck mit 13 Meter Durchmesser übergeht und mit einem geschlossenen Helme versehen werden soll. In diesem Zentralturme sollen auch die Glocken und die Uhr untergebracht werden.

     Die Decke ist gewölbt gedacht, es sollen aber die Errungenschaften der heutigen Technik verwertet und die Gewölbe als Moniergewölbe hergestellt werden. Dadurch entfällt nahezu jeder Seitenschub, und es kann infolgedessen auf die Anlage von Strebepfeilern verzichtet werden.

    Für eine Zentralheizung ist Vorkehrung getroffen; die Einführung einer elektrischen Beleuchtung begegnet keinen Schwierigkeiten. Altar, Kanzel und Emporenbrüstung sind massiv in Stein gedacht.

    Der Kirchenraum wird im Lichten 20 m hoch. Die größte Entfernung eines Sitzplatzes von der Kanzel beträgt 25 m.

    Das Äußere der Kirche, welches an dem Rundbogenstil festhält und Elemente des romanischen Stils in freier Weise heranzieht, ist in massiver Schichtenverkleidung mit roter Sandstein-Architektur gedacht; auf eine im Detail reichere Anwendung von Ziergliedern und ornamentalem Schmuck glaubte man verzichten zu sollen, nicht nur der Kosten wegen, sondern weil die Silhouette der ganzen baulichen Anlage trotz ihrer Schlichtheit eine monumentale Wirkung ohnehin gewährleistet.

   Von großer, weiträumiger und einheitlicher Wirkung zeigt sich das Innnere des Baues, das gleichfalls ganz einfach ausgestattet werden kann. Der Akustik wegen sollen die Wand- und Gewölbeflächen mit sogenannten Stipp-Putz versehen und nur durch einzelne Borden und Friese belebt werden.

    Die romanischen Formen entspringen ganz der Anordnung und Konstruktion; im Innern hat auch die Akustik Einfluß auf die Gestaltung.

   Die Kosten des Baues sind auf 350.000 M berechnet, was bei einer Zahl von 1170 Sitzplätzen für die Sitzplatzeinheit 290 M ergibt, einen Betrag, der für einen durchweg gewölbten Bau sehr bescheiden ist.

   So schön und charakteristisch unsere echt deutsche, romanische Bauweise ist, so steht sie ja in der Vollkommenheit ihrer Entwicklung hinter der gothischen Bauweise sehr zurück; sie birgt aber so unendlich bildungsfähige Keime, daß es zu einer der Ehrenpflichten des deutschen Volkes gehört, welches an die Ueberlieferungen seiner großen Kaiserzeit anknüpft, auch die baukünstlerischen Ziele jener Zeiten wieder aufzunehmen."

     In der Architektur herrschte zu dieser Zeit der Mythos, romanischen Baustil für typisch deutsch zu halten. Zentralbauten selbst sind in der abendländischen Architektur relativ selten, Längsbauten herrschen vor. Aber Karl der Große, mit dem sich speziell Kaiser Wilhelm II. in einer direkten Linie sehen wollte, knüpfe mit seiner Pfalzkapelle in Aachen bewusst an spätantike Formen an, nämlich an die Kirche San Vitale in Ravenna, das im 5. Jahrhundert die letzte Hauptstadt des weströmischen Reiches war. Karl der Große demonstriere so -das war der Mythos in dieser Zeit- die renovatio imperii romani (Erneuerung des römischen Reiches) und seinen Anspruch auf die Kaiserwürde.

   In der Gotik ist der Zentralbau eine Ausnahmeerscheinung wie etwa bei der Liebfrauenkirche in Trier. In der byzantinischen Kunst hat der Zentralbau eine weitaus größere Rolle gespielt.

   Die Zustimmung zu den Plänen Stempels durch das Presbyterium erfolgte im März 1897; der erste Spatenstich am 26. August 1897 und die Grundsteinlegung am 4. November 1897, nachmittags um zwei Uhr.

    Nach Vollendung des Sockelmauerwerks wurde der Baubetrieb im Dezember 1897 eingestellt. 1898 erfolgte die Hochführung des Baues bis Oberkante des Hauptgesims. 1899 kam es zur Fertigstellung des Rohbaues, der Eindeckung der Dächer und der Türme. 1900 erfolgte die Ausführung der Gewölbe im Inneren, der Ausbau der Emporen und der Kanzelnische; außerdem Heizung und Fenster.

    1901 erfolgten die noch fehlenden Arbeiten: die Aufhängung der Glocken; die Schreiner-, Schlosser und Malerarbeiten und die Aufstellung der Orgel. Zwischen erstem Spatenstich und der Einweihung der Kirche am 1. September 1901 vergingen vier Jahre. Wann genau die Kirche den Namen "Apostelkirche" bekam, ist unklar. Möglicherweise erst, als klar war, dass die sechs großen Fenster über den Emporen Bildnisse der zwölf Apostel in einer Ausführung der bayerischen Hofglasmalerei Zettler bekommen würden. Der Name "Christuskirche" wäre aufgrund der Ausgestaltung der Rosette über dem Haupteingang mit einem Christusbild auch möglich gewesen.

   "Die hell in Casein-Farben gestrichenen Wände, die hellen rötlich-grauen Sandsteine der Architekturteile, der warme Holzton des Gestühls und der tiefrote Linoleumbelag der Zwischengänge verbreiten eine würdige, ruhige Stimmung.", heißt es in der Wochenendbeilage Zeitbilder der Pfälzischen Presse vom 31. August 1901.

    Stiftungen ermöglichten es, edles Material und Glasmosaike anzuschaffen: "Die Stufen zum Altar sind aus weißem Marmor hergestellt, der Boden desselben ist mit gelblichem Marmor belegt. Auf einer Sockelplatte aus poliertem blauen Granit steht der aus weißem Kalkstein gearbeitete, mit kunstreichen Bildhauerarbeiten verzierte Altar. Zwei vorstehende Säulchen aus rotem, polierten Granit tragen den vorstehenden Teil der in poliertem, dunklem Granit ausgeführten Altartischplatte. Die Kanzel ist ebenfalls in weißem Kalkstein ausgeführt, mit künstlerisch durchgeführten Füllungen. Den Kanzelfuß bildet eine kräftige Säule, deren Basis und Schaft aus poliertem blauen bzw. roten Granit und deren Kapitäl aus graugelblichem Marmor gefertigt sind. Die Kanzelnische ist in der Hauptsache aus dem gleichen Steinmaterial wie die ganze Kirche, mit reichen Bildhauerarbeiten versehen, aufgebaut; die Säulenschafte daselbst sind aus rotem und blaugrünem schwedischen Granit, die Basen und Kapitäle aus Marmor; die Halbkuppel darüber ist ornamental reich mit Glas- und Goldmosaik ausgeschlagen und trägt die Inschrift: "Dein Wort ist die Wahrheit." Ueberragt wird das Ganze durch den in kräftiger Holzarchitektur ausgeführten Orgelprospekt, in welchen sich die hellglänzenden Metallpfeifen wirkungsvoll einbauen."

     Die Orgel war das opus 957 der Firma Walcker & Co. in Ludwigsburg. Sie hatte 2682 Pfeifen, von denen die Apostelkirche 1917 im 1. Weltkrieg 54 Zinnpfeifen mit zusammen 563 kg Gewicht zu Kriegszwecken abgeben musste, während es zu einer Glockenabnahme erst im 2. Weltkrieg kam. Die Orgel war pneumatisch; statt Registerzügen sind Tasten vorhanden, die eine leichte Bedienung ermöglichten. Wertvoll an ihr seien ein Registerschweller und ein Schwellwerk, die Crescendo und Diminuendo ermöglichten. Ob auch Albert Schweitzer bei einem Vortrag zu Lambarene Ende April 1929 in der Apostelkirche auf dieser Orgel gespielt hat? Schwer vorstellbar, wenn nicht.

    Am Vortag der Einweihung der Apostelkirche wurde schon ihre vortreffliche Akustik gelobt: "Wir sprechen hierbei den Wunsch aus, daß bei Kirchenkonzerten evangelischen Charakters künftighin nur die Apostelkirche gewählt werde, damit uns bei solchen Anlässen die Vollkommenheiten eines modernen Orgelvortrags zu Gute kommen können."

     "Das Aeußere der Kirche, ... , ist in hellroter, massiver Schichtenverkleidung mit Sandsteinarchitektur in gleicher Farbe aus Steinen von Olsbrücken in der Pfalz ausgeführt. Thürme und Kirchendächer sind mit glasierten Farbziegeln eingedeckt. Die Kreuzform des Grundrisses tritt deutlich hervor. Ueber der Vierung erhebt sich auf mächtigen Parabelbögen ein ins Achteck übergehender, 90 Meter hoher Zentralturm, mit spitz auslaufendem Holzhelm. Als Widerlager der Bogen dienen die 4 kleineren Ecktürme mit den Treppenhäusern. Die Wirkung des Äußeren beruht wesentlich auf der Gruppierung der Massen; reichere Detailbehandlung weisen nur das Hauptportal und die große Rosette darüber auf. Als besondere Einrichtungen sind noch zu nennen: eine Niederdruck-Dampfheizung, die elektrische Beleuchtungsanlage mit 100 Glühlampen und 5 Bogenlampen, der Betrieb des Orgelgebläses durch einen Elektromotor, die 3 über dem Kirchenraum aufgehängten 7200 Kilogramm schweren Glocken mit den Tönen gis h dis und die Turmuhr, deren 4 Zifferblätter je einen Durchmesser von 2,50 Meter haben."

Es scheint also zum ursprünglichen Plan Stempels z.B. bei der Höhe des Turms noch Änderungen gegeben zu haben. Die Baukosten überstiegen mit 480.000 Mark die von Stempel veranschlagte Summe von 350.000 um 130.000 Mark. Die Bauleitung hatte der Kaiserslauterer Architekt Fritz Leidner. Zahlreiche Kaiserslauterer Firmen waren an der Entstehung der Apostelkirche beteiligt.

     Bedingt durch die Zerstörungen im 2. Weltkrieg liegen nicht allzu viele Quellen zur Apostelkirche bis September 1944 vor. Z.B. durch systematische Durchforstung von Zeitschriften bzw. Zeitungen könnte noch manches wieder ans Tageslicht gebracht werden.

   Die Pfälzische Presse berichtet am 21. 6. 1927 von der Amtseinführung von Pfarrer Philipp Scheuer, geb. am 28. Okt. 1892; Feldgeistlicher im 1. Weltkrieg, Pfarrer in Theisbergstegen und bis 1960 Pfarrer an der Apostelkirche.

   Die Rheinfront berichtet am 27. August 1936 von nicht geringen Spuren der Zerstörung an der Apostelkirche: "Da sind die Kreuzblumen auf den Nebentürmen zerborsten, sind Ziegel gesprungen und lassen den Regen ins Innere dringen. Die bunten Glasfenster der Kirche weisen schon recht deutliche Zerstörungszeichen auf." Ein neuer Turmhahn wird angebracht.

    In der Nacht von 27. auf den 28. September 1944 werden bei einem Luftangriff große Teile des Kottens und mit ihm die Apostelkirche vorwiegend durch Brandbomben zerstört.

    In Kaiserslautern hatte nach dem 2. Weltkrieg der original-getreue Wiederaufbau der Stiftskirche Vorrang. Die Apostelkirche blieb zunächst eine Ruine, von der nur Mauerreste standen. Der Zerstörungsgrad der Kirche wurde auf 75 % eingeschätzt. Es wäre möglich gewesen, auch diese Mauerreste einzureißen und etwas völlig Neues zu bauen. Man entschied sich aber für einen äußeren Wiederaufbau bei einer inneren Neugestaltung. Die Wiedereröffnung der Apostelkirche sollte am 19.02.1956 erfolgen.

    1947 wurde der Architekt Eugen Heusser mit dem Wiederaufbau beauftragt. Den neoromanischen Baustil sah man aber damals als Stilnachahmung ohne eigenen künstlerischen Wert an, ja als Ausdruck einer "wurzellockeren" Zeit. Der Apostelkirche wurde damals keinerlei Denkmalswert zugesprochen.

    Die Rheinpfalz vom 18.02.1956 bemerkt entscheidende Veränderungen im Vergleich zur ersten Apostelkirche:

"Die Schaffung eines vom Fußboden bis in die Gewölbekuppel einheitlich geformten Mittelraumes;ein besserer Raummaßstab durch Einführung je zweier schlanker Rundpfeiler in die früheren riesigen Bogenöffnungen über den vier Emporenflügeln, durch die Einteilung der Steinplattenverkleidung der Hauptpfeiler in Rechteckmuster mit gut ausgewogenen Feldergrößen, durch die kleinen Gitterteilungen der Emporenfenster, durch den Ersatz des früher weitgespannten Gewölberippensystems durch die besser wirkenden Faltgewölbe über den Emporen."

    Die Kuppel ist niedrigen angebracht als früher - trotz ihrer optischen Höhenwirkung. Auch durch die Verringerung der Höhe der Emporen zu beiden Seiten über dem Eingang sei ein günstigeres Höhenverhältnis des Gesamtraumes geschaffen worden.

    Das Kuppeloberlicht mit 3 Meter Durchmesser hat der Kaiserslauterer Graphiker Norbert Louis mit einer Glasauflegearbeit, die vier Evangelistensymbole darstellend, geschmückt. Die Steinplattenverkleidung der Pfeiler fertigte das Natursteinwerk Konrad Müller, Eselsfürth. Die golden schimmernden Kapitelle der acht fast zierlich wirkenden Eisensäulen gestaltete der Kaiserslauterer Gold- und Silberschmied Erwin Huppert.

     Die Rosette wäre auch fast dem Wiederaufbau als störend zum Opfer gefallen. Sie wurde von Firma Georg Kölbel neu eingeglast, und zwar nicht mit dem Entwurf Heussers, sondern mit einem aus der Bauabteilung der Landeskirche in Speyer.

    In ersten Plänen überlegte man, den Hauptkirchenraum auf Höhe der Emporen zu verlegen, so dass das ganze Erdgeschoss für weitere Zwecke der Gemeinde zur Vefügung gestanden hätte. Davon hat man Abstand genommen. Für die Verwendung der Räume unter den Seitenemporen ist durch die Möglichkeit gesorgt, sie durch Falttüren vom Hauptraum zu trennen. Der unter der Orgel liegende Raum war schon vorher als Notkirche bis zur Wand hinter der Kanzel erweitert worden.

    Kanzel und Altar sind vom Kaiserslauterer Bildhauer Richard Menges gestaltet worden. Die Ausarbeitung der Reliefbilder mit den 12 Aposteln erfolgte erst nach Aufstellung der Kanzel an Ort und Stelle.

    Die zweiflügelige Haupteingangstür in der Achse von Altar und Kanzel hat auf der Außenseite eine Verkleidung von Aluminiumplatten mit geätzten, gravierten und mit Kunststoff eingelegten Figuren erhalten. Dargestellt ist das Gleichnis vom verlorenen und heimgekehrten Sohn. Es ist ein künstlerisch bedeutendes Werk des Kaiserslauterer Gold- und Silberschmieds Erwin Huppert.

    Die Steinmeyer-Orgel fehlt 1956 noch.Sie wird 1957 eingebaut.

    Im Vergleich zur alten Kirche wird eine bessere Akustik gelobt. Erst 1968 entschließt man sich zum Einbau einer Mikrofonanlage.

    Die Baukosten beliefen sich damals auf nur 750.000 DM, was auf Sparsamkeit, Wiederverwendung brauchbarer Teile des Altbaus und die Beschränkung der künstlerischen Ausschmückung zurückzuführen sei. Die Neuschöpfung Heussers steigere den künstlerischen Wert der Kirche und die Ehrlichkeit der religiösen Aussage - im Gegensatz zum "protzigen Hofkapellenstils" des Vorgängerbaues.

    Die Pfälzische Volkszeitung berichtet am 31. August 1957 von der am Tag drauf stattfindenden Orgelweihe und vom neuen Taufstein, eine Stiftung des Protestantischen Frauenvereins, der ebenfalls von Bildhauer Richard Menges stammt: "Die aus Kupfer und Bronze hergestellte Taufschale mit Kuppa (Deckel) ist ein Werk des Gold- und Silberschmieds Erwin Huppert, Kaiserslautern. Der Taufstein ist eine Stiftung des Protestantischen Frauenvereins. Die Orgel wurde ganz aus Spenden des Wiederaufbauvereins und der heimischen Wirtschaft finanziert."

    Im Februar 1961 wird der Aufbau des Turms in alter Höhe beschlossen und im August desselben Jahres begonnen. Das Richtfest wurde am 23. November 1961 begangen. Am 23. März 1962 war der Turm fertiggestellt.

    Die Pfälzische Volkszeitung vom 22.7.1965 berichtet, dass der ehemalige Schneider und jetzige Rentner Emil Füller die Apostelkirche aus 25.500 Streichhölzern und 24 Tuben Klebstoff nachgebaut habe. 800 Arbeitsstunden seien dazu nötig gewesen. Noch heute kann dieses Modell in der Apostelkirche bewundert werden.

    Unter dem Architekten Leonhard Mages wurde das neue Gemeindehaus 1966 nach zweijähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Es wurde 2020 verkauft, weil es ebenso wie die Apostelkirche sanierungsbedürftig war. Die Sanierung von Kirche und Gemeindehaus wäre der Apostelkirchengemeinde nicht möglich gewesen. Es soll zu Wohnzwecken durch einen Investor umgebaut werden.

   1973 berichtet die Rheinpfalz, dass unter Leitung von Architekt Reiß der Innenanstrich der Apostelkirche erneuert und ihre Beleuchtungsanlage verbessert wurde. Die Kuppel komme nun in besonders gelungener Weise zur Geltung.

    1986 erfolgte eine Sanierung der Apostelkirche unter dem Architekten Hans Udris.

    1993 erfolgt nach einem Brandschaden durch Brandstiftung die Schaffung der derzeitigen Kapelle.

     1994 erfolgt der Ankauf des Bilderzyklus "Vater unser" von Erika Klos, *1936.

    Im selben Jahr gibt es eine heftige Debatte wegen des nächtlichen Glockenschlags - vor allem ausgetragen in der Rheinpfalz. Gesponsert von einem Hotelier entschließt man sich erst 2014 auf diesen nächtlichen Glockenschlag zu verzichten.

   1994 und 2004 gab es erinnerungswürdige Gedenkaktionen zur Zerstörung der Apostelkirche vor 50 bzw. 60 Jahren.

    2001 wurde das hundertjährige Jubiläum der Apostelkirche gefeiert. Dazu gab es eine Festschrift, die erst 2101 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden soll und bis dahin in einer Schatulle aus feuerfestem Material aufbewahrt wird.

    2010 wurde ein neues Altartuch der Haßlocher Künstlerin Margitta Schäfer angeschafft, eine ihrer letzten Arbeiten vor ihrem Tod.

     2012/13 wurden in zwei Abschnitten neue Sitzpolster im Erdgeschoss angeschafft.

    Da die Glasbausteine in den nächsten Jahren definitiv kaputt gegangen wären, waren neue Fenster nötig. Damit hatte das Presbyterium die Künstlerin Angelika Weingardt beauftragt, die einen bedeutenden Entwurf zum auch biblischen Thema "_Wolke_" geliefert hat. Im Sommer 2023 konnte dieser Entwurf nach einer gewissen Änderung - ausgeführt durch Firma Peters, Paderborn - realisiert werden.

Mit dem Umbau der Kirche, zu dem neben den Fenstern ein barrierefreier Zugang, weitere Gemeinderäume in der Kirche, eine neue Heizung und neue Toiletten gehören, hat das Presbyterium den Archtekten Sebastian Metz beauftragt. Die zweite Phase des Umbaus beginnt nach Ostern 2024.

Mitte März 2024 werden auch als Beitrag zum Klimaschutz beheizbare Sitzpolster angeschafft.

Wir bitten um Spenden für die zweite Bauphase, Innenräume der Apostelkirche.

Prot. Verwaltungsamt Kaiserslautern, Stichwort: "Innenräume Apostelkirche"

DE 71 5405 0110 0000 1153 03

 

 

Rundflug über die Apostelkirche

Die Drohne des Dachdeckers Oliver Milz fliegt über die Dächer der Apostelkirche